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Apidologie
Volume 41, Number 3, May-June 2010
Honey bee health
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Page(s) | 393 - 408 | |
DOI | https://doi.org/10.1051/apido/2010011 | |
Published online | 29 March 2010 |
Review article
Breeding for resistance to Varroa destructor in Europe*
Sélection d’abeilles résistantes à Varroa destructor en Europe
Auslese auf Widerstandsfähigkeit gegen Varroa destructor in Europa
1
Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, Bieneninstitut,
Erlenstr.9, 35274
Kirchhain, Germany
2
Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, Fachzentrum Bienen, An
der Steige 15, 97209
Veitshöchheim,
Germany
3
INRA, UMR 406, Abeilles et Environnement, Laboratoire Biologie et
Protection de l’Abeille, Site
Agroparc, Domaine Saint-Paul, 84914
Avignon, France
Corresponding author: R. Büchler,
ralph.buechler@llh.hessen.de
Received:
27
October
2009
Revised:
29
January
2010
Accepted:
30
January
2010
The rich variety of native honeybee subspecies and ecotypes in Europe offers a good genetic resource for selection towards Varroa resistance. There are some examples of mite resistance that have developed as a consequence of natural selection in wild and managed European populations. However, most colonies are influenced by selective breeding and are intensively managed, including the regular use of miticides. We describe all characters used in European breeding programs to test for Varroa resistance. Some of them (e.g., mite population growth, hygienic behavior) have been implemented in large-scale selection programs and significant selection effects have been achieved. Survival tests of pre-selected breeder colonies and drone selection under infestation pressure are new attempts to strengthen effects of natural selection within selective breeding programs. Some perspectives for future breeding activities are discussed.
Zusammenfassung
Seit Einzug der Varroa Milbe in Europa sind in einigen Regionen Völker aufgetreten, die langfristig ohne Behandlungsmaßnahmen überleben. Eine weitergehende Untersuchung von 82 derartiger Völker (VSB) in Frankreich zeigte eine mittlere Überlebensdauer von 7,8 Jahren. Der Varroa-Befallsanstieg während der Brutsaison verlief signifikant schwächer als bei normal anfälligen Kontrollvölkern (Abb. 1). Dabei spielen offenbar ein intensives Putzabwehr- und Bruthygieneverhalten eine Rolle, möglicherweise aber auch häufige Schwarmereignisse, spezifische Umweltbedingungen, Veränderungen der Milbenpopulation und die Virusprävalenz.
Durch einen völligen Verzicht auf Bekämpfungsmaßnahmen ist es innerhalb weniger Generationen sowohl in einem kommerziellen Zuchtbetrieb in Frankreich als auch in einer isolierten Versuchs-population in Schweden zur Auslese resistenter Bienen gekommen. Als mögliche Ursachen der abgeschwächten Befallsentwicklung wurden u.a. eine geringere Brutdynamik und ein geringer Brutbefall bezogen auf die Gesamtmilbenzahl beobachtet. Aufgrund umfangreicher Untersuchungen liegen heute standardisierte Methoden zur Beurteilung der Befallsentwicklung und der Bruthygiene vor, die dank guter Heritabilitäten und effizienter Zuchtwertschätzverfahren in vielen europäischen Ländern Eingang in die Zuchtpraxis gefunden haben. Zuchtprogramme zur Selektion auf Putzabwehrverhalten, kürzere Verdecklungsdauer oder beeinträchtigte Varroa-Reproduktion scheiterten hingegen an ineffizienten Messverfahren, geringer genetischer Variabilität oder unzureichend geklärter biologischer Zusammenhänge.
Beispielhaft wird die Organisation eines umfangreichen Zuchtprogramms zur Steigerung der Resistenz leistungsfähiger Zuchtlinien vorgestellt. Die Kooperation zahlreicher Zuchtbetriebe, einheitliche Prüfstandards und eine gemeinsame Zuchtwertschätzung ermöglichen eine Auslese in großer Population. Potenzielle Zuchtvölker werden auf ihre Überwinterungsfähigkeit ohne vorangehende Behandlung gegen Varroa geprüft und durch den Betrieb von Belegstellen mit unbehandelten Drohnenvölkern werden Effekte unterschiedlicher Varroa-Anfälligkeit auf den Paarungserfolg von Drohnen (Abb. 2) in die Selektion einbezogen.
Aufgrund schlechterer Honigleistung und Sanftmut konnten US-Linien Russischer Bienen (RHB) trotz relativ hoher Widerstandsfähigkeit in Europa keine Bedeutung erlangen. Die meisten europäischen Zuchtprogramme zielen auf einer stetige Verbesserung einheimischer Populationen. Inwieweit es auf diesem Weg möglich ist, hochgradig resistente und zugleich leistungsfähige Zuchtlinien zu entwickeln, bleibt offen. Immerhin zeigte sich in einem mehrjährigen Vergleichsversuch eine höhere Überlebensfähigkeit der bereits auf Resistenz gegen Varroa ausgelesenen Linien.
Wichtige Zukunftsperspektiven ergeben sich aus der Weiterentwicklung der Selektionsmethoden, der Berücksichtigung spezifischer Umweltanpassungen und verbesserter Haltungstechniken.
Key words: Varroa resistance / breeding program / tolerance character / vitality / natural selection
Mots clés : résistance au Varroa / programme d’élevage / caractère tolérant / vitalité / sélection naturelle
Schlüsselwörter: Varroa Resistenz / Zuchtprogramm / Toleranzmerkmal / Vitalität / natürliche Selektion
© INRA/DIB-AGIB/EDP Sciences, 2010